Regionale Wertschöpfungsketten am Beispiel der Weißtanne im Schwarzwald. So lautet der Titel des Wahlpflichtfachs für das 7. Semester der Studiengänge Holzwirtschaft und Nachhaltiges Regionalmanagement, das von Prof. Dr. Bertil Burian in diesem Wintersemester angeboten wird.
Eine interessante Tagesexkursion führte die Studenten zum Sägewerk Echtle und in den Nordracher Wald.

Nachdem in den ersten Einheiten im Hörsaal die theoretischen Grundlagen zur Waldbewirtschaftung von Weißtannenwäldern und zur Wertschöpfungsketten im Allgemeinen gelegt wurden, sollten im Rahmen einer ersten Tagesexkursion die Fachinhalte vor Ort im mittleren Schwarzwald vertieft werden. So wurde die regionale Wertschöpfungskette vom Forst – dem Rohstofflieferanten, über die Rundholzvermarktungsstrukturen hin zum Verarbeiter vor Ort durchleuchtet. Witterungsbedingt musste die Wertschöpfungskette dann aber von hinten aufgerollt, weswegen am Vormittag beim Schwarzwaldsägewerk „Echtle“ in Nordrach mit dem Einschnitt und der Weiterverarbeitung des regional eingekauften Tannenstarkholzes begonnen wurde.

Als Spezialist für die Herstellung hochwertiger und astfreier Massivholzprodukte werden ausschließlich nur die besten Rundholzqualitäten eingekauft. Der Einschnitt des Tannen- und Fichtenstarkholzes erfolgt auf einer Blockbandsäge, die die qualitätsdifferenzierte Herstellung unterschiedlicher Schnittholzprodukte ermöglicht, da jeder noch so schöne und starke Weißtannenstamm neben hochwertigen Fertig- und Halbfertigprodukten auch astige und schlechtere Koppelsortimente enthält. So finden Schnittholzerzeugnisse aus hochwertiger Tanne ihre Bestimmung als Totenbrettchen für den japanischen Markt, kürzere Stücke als Fischkuchenbrettchen sowie astigere Qualitäten hingegen auf der Rückseite der Tannen-Dreischichtplatte Verwendung.

Basis für die erfolgreiche Entwicklung des Sägewerksunternehmens Echtle ist neben der Spezialisierung auf hochwertige Weißtannenprodukte, der regionale Einkauf sowie eine vertrauensvolle und gute Kommunikation mit Lieferanten und Kunden. Darüber hinaus endet die Wertschöpfung der Firma Echtle nicht an der Betriebsgrenze in Nordrach. So stellen die Versorgung des Neubaugebietes in Nordrach mit Fernwärme aus dem eigenen Heizkraftwerk oder die Initiierung und Umsetzung des Kooperationsprojekts „Weißtannen-Brettsperrholzwerk“ in Besenfeld weitere Wertschöpfungsmöglichkeiten in der Region dar, die es zu nutzen gilt.

Der Nachmittag stand im Zeichen der Bewirtschaftung und Vermarktung von Weißtannenwäldern bzw. –rohholz. Revierleiter Josef Nolle zeigte an verschiedenen Stationen, wie eine Bewirtschaftung von Weißtannenwäldern erfolgt.

Startpunkt für die Waldführung war eine Verjüngungsfläche, bei der kurz zuvor eine Holzerntemaßnahme durchgeführt wurde. Neben zahlreichen Erläuterungen zur waldbaulichen Vorgehensweise konnten die unterschiedlichen Rohholzsortimente begutachtet und besprochen werden, die im Rahmen der Holzernte ausgehalten wurden. Es folgten Waldbilder, bei denen die Auswirkungen von Pflegemaßnahmen sichtbar wurden. Anhand von zwei nebeneinanderliegenden Durchforstungsbeständen verdeutlichte Herr Noller, wie sich eine unterschiedliche Vorgehensweise in der Bestandesbehandlung auf das Mischungsverhältnisse der Fichten- und Tannen-Verjüngung auswirkt.

Anschließend stand die Besichtigung einer ehemalige Lother(Windwurf-)fläche an, auf der aktuell eine Mischwuchsregulierung vorgenommen wird. Die Studierenden waren von der Baumarten- und der Strukturvielfalt beeindruckt und ließen sich von Herrn Nolle erklären, nach welchen Kriterien die Mischwuchsregulierung durchgeführt wird und was das waldbauliche Ziel des Bestandes und der Maßnahme ist.

Den Abschluss der Tagesexkursion bildete der Besuch der Waldservice Ortenau GmbH (WSO) in Ohlsbach, die u.a. als Vermarktungsorganisation von Rohholz für kommunale und private Waldbesitzer auftritt. Geschäftsführer Kurt Weber stellte die Organisation sowie ihre unterschiedlichen Service-Leistungen vor, die von verschiedenen Beratungsleistungen bis hin zum Verkauf von Rohholzsortimenten und getrockneten Hackschnitzeln reichen. Da auf dem Gelände der WSO ebenfalls ein Holzbau-Unternehmen ansässig ist, dass sich auf die Herstellung von Blockhäusern aus Weißtanne spezialisiert hat, konnten die Studierenden eine sich aktuell im Bau befindliche Saune begutachten. Nach Inspektion dieses speziellen Bauwerks ging es mit vielen tollen Tageseindrücken wieder Richtung Rottenburg zurück.

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