Die Aufgabenstellung war einfach: Es sollten 250 m² Büroflächen auf einer bestehenden Liegenschaft des Technischen Hilfswerks in Kenzingen bei Freiburg geschaffen werden. Das Gelände in einem Gewerbegebiet ist von einer sehr heterogenen Bebauung umgeben.

Nach grundsätzlichen Überlegungen zur Erweiterung des bestehenden Unterkunftgebäudes entschied man sich für einen eigenständigen Neubau, der dem THW auch nach außen eine neue Adresse geben sollte. Der einfache, sehr kompakte, kubische Baukörper wurde weithin sichtbar an die zur Straßenkreuzung liegende Süd/West-Ecke gesetzt.

Die Fassade wurde aus Lärchenholzlatten in zwei unterschiedlichen Querschnitten gestaltet, die -nach einem Zufallsprinzip montiert - eine homogene, aber reliefartige Gebäudehülle erzeugen. In dieser Oberfläche wurden Fensterbänder eingeschnitten, die teilweise die Ecken des Gebäudes umgreifen. Die Fenster selbst sind sehr präzise detailliert und treten als eigenständiges Volumen aus der Gebäudehülle hervor.

Bautechnik /Tragwerk

Der zweigeschossige, reine Holzbau ist nicht unterkellert. Wände und Decken bestehen aus vorgefertigten Vollholzelementen, die leim- und metallfrei hergestellt wurden. Dazu wurden einzelne Bretterlagen aus heimischem Weißtannenholz kreuzweise übereinander gefügt und mit Holzschrauben aus Buche zu einzelnen Wand- und Deckenelementen verschraubt. Nach dem Prinzip Rohbau = Ausbau sind die Wand- und Deckenelemente in Sichtholzqualität ausgeführt. Nur wenige Wandflächen sind mit Gipskartonplatten verkleidet. Durch diese sehr sorgsame Detaillierung im Ausbau, die sparsame Verwendung weniger Materialien und die großzügigen Verglasungen über Eck, entsteht eine sehr freundliche und moderne Innenraumatmosphäre. Die Außenwände wurden mit Holzfaserplatten gedämmt und mit einer hinterlüfteten Lärchenholzschalung versehen. Auf Folien und Dampfbremsen konnte beim Wandaufbau vollständig verzichtet werden. Das Flachdach ist ein extensiv begrüntes Warmdach.

Energie/Nachhaltigkeit

Das Gebäude wird über Fernwärme versorgt. Die Lüftungsanlage ist mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet. Die Werte der EnEV 2009 wurden um 30% in Bezug auf Transmission unterschritten. Über einen Blower-Door-Test wurde die hervorragende Dichtigkeit des Gebäudes nachgewiesen. 

Die sinngemäße Anwendung des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen des Bundes stand bei der Realisierung des Projektes im Vordergrund. Auf die ausschließliche Verwendung von nachhaltigen, lebenszyklusorientierten Baustoffen wurde während Planung und Ausführung höchster Wert gelegt. Die diffusionsoffenen Raumflächen aus Weißtanne gewährleisten ein sehr angenehmes Raumklima, der ganze Bau duftet nach Holz. Ein im Rahmen der Nachhaltigkeit durchgeführter Raumlufttest besiegelt die einwandfreie ökologische Qualität der verwendeten Produkte.

Besonderheiten   

Insgesamt wurden 150 Kubikmeter Schwarzwaldholz verbaut. Die Massivholzkonstruktion der Decken und Wände schlägt dabei mit 138 Kubikmeter heimischer Weißtanne zu Buche. Zur Bauausführung konnten überwiegend regional ansässige Firmen verpflichtet werden. Die elementierte Massivholzkonstruktion wurde innerhalb einer Woche montiert, das gesamte Gebäude konnte in einer Bauzeit von 5 Monaten fertiggestellt und an den Nutzer übergeben werden.

Zusammenfassung

Es war das Ziel, trotz der nüchternen Bauaufgabe eines reinen Zweckbaus ein Haus zu entwerfen, das hohe Ansprüche an Architektur und Nachhaltigkeit erfüllt. Dabei sollte mit klarer Kubatur, unter der vorwiegenden Verwendung vo heimischen Holzbaustoffen und mit sparsamer und präziser Detaillierung ein Gebäude geschaffen werden, dass in der wenig ansprechenden Umgebung einen über die Grundstücksgrenzen hinaus wirkenden architektonischen Akzent setzt.


FOTOSTRECKE

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Bauherr: Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
Nutzer: THW, OV Emmendingen
Planung und Projektleitung: Bundesbau Baden-Württemberg, Staatliches Hochbauamt Freiburg, Projektleiterin: Katrin Bert
Ausführung: Holzbau Rombach, Oberharmersbach
Nutzfläche: 234 m²
Bruttogrundfläche: 292 m²
Bauzeit: Oktober 2014- Februar 2015 (Errichtung Holzbau bis Übergabe)
Fotos: Fotodesign Dieter Ruf, Emmendingen