Auf der Nordhalbkugel gibt es ca. 40 forstliche wichtige Arten, darunter die Weißtanne, die vermutlich nach der letzten Eiszeit um 3000 bis 2500 vor Christus aus den Refugien des süditalienischen Apennins in den mitteleuropäischen Raum einwanderte.

Die Hauptstandorte der Weißtanne sind im Schwarzwald, den Vogesen, im Jura, im Schwäbisch-Fränkischen Wald, im Voralpengebiet, in Vorarlberg und in der Schweiz zu finden.

Die immergrüne Nadelbaumart wird mit 50 Jahren mannbar und trägt dann je nach Klima alle 6 bis 10 Jahre reichlich Samen. In der Jugend ist die Weißtanne sehr tolerant gegenüber stärkerer Beschattung. Sie wächst dann sehr langsam, der Wipfeltrieb fast überhaupt nicht mehr. So kann sie in Wartestellung verharren und einen bis zu 150 jährigen „Schattenschlaf“ halten. Wenn schließlich einer der alten Nachbarbäume fällt oder gefällt wird, wird sie vom Licht „wachgeküsst“ und kann dann wieder voll umsetzen und in die Oberschicht vorwachsen. Mit dieser Eigenschaft wird die Weißtanne zur charakteristischen Baumart des Plenterwaldes. Als „Plenterwald“ bezeichnet man in der Waldwirtschaft einen Wald, bei dem alle Baumdimensionen auf kleinster Fläche vorkommen. Große und kleine, dicke und dünne Bäume sorgen für vielfältige Strukturen. Die Nutzung findet nur kleinflächig und einzelstammweise, dafür aber regelmäßig und in sehr kurzen Intervallen statt. Nur durch die regelmäßige Nutzung kann der Plenterwald erhalten werden! Werden mehrere Eingriffe in Folge unterlassen, so kann die Plenterstruktur durch wachsende Dominanz der vorherrschenden Bäume und Ausdunklung der Verjüngung zerstört werden.


Botanischer Name: Abies Alba
Familie: Pinaceae
Andere Namen: Tanne, Silbertanne, Edeltanne


Die Weißtanne gehört zu unseren mächtigsten und schönsten Waldbäumen, was sich in der Bezeichnung „Edeltanne“ ausdrückt. Im Bestandesschluss und auf wuchsgünstigen Standorten in der Montanstufe werden gerade, ausgesprochen vollholzige und astreine Stämme mit einer ähnlich hohen Nutzholzausbeute wie bei der Fichte ausgebildet. Auf den entsprechenden Standorten übertrifft die Tanne die Fichte in ihrem jährlichen Zuwachs.

Die Weißtanne ist empfindlicher gegenüber Klimaschwankungen und Luftverunreinigungen als jede andere Baumart. So ist sie zu ihrem Ruf der „Mimose“ unter den Waldbaumarten gekommen, und Mimosen brauchen Pflege. Ein weiteres Problem stellt häufig der Verbiss durch überhöhte Schalenwildbestände dar: Für die heimischen Schalenwildarten ist Weißtannenverjüngung eine Delikatesse. Daher sollten in der Phase der Verjüngung die Schalenwildbestände auf ein Niveau reguliert werden, welches eine natürliche Verjüngung ohne aufwendige Schutzmaßnahmen ermöglicht.

Da die Weißtanne empfindlich gegenüber Spätfrösten im Frühjahr ist, wartet sie mit dem Austreiben bis Mitte/Ende Mai. Die Gefahr von Spätfrösten ist somit deutlich reduziert.

Die Wurzeln der Weißtanne dringen tiefer in den Boden ein, als die vieler anderer Baumarten. So kann sie auch problematische schwere Böden erschließen. Die Wurzeln können bei einem 100-jährigen Baum 270 m Gesamtlänge erreichen! Es entwickelt sich schon zu einem frühen Zeitpunkt eine kräftige Pfahlwurzel, die schließlich zu einem herzförmigen Wurzelsystem führt. Wurzeln benachbarter Bäume verwachsen miteinander und sorgen für eine ausgezeichnete Standsicherheit und für einen Stoff- und Informationsaustausch.

Die Weißtanne kommt von Natur aus überwiegend in Mischbeständen der Mittelgebirge mit Buche und/oder Fichte vor, seltener auch in Reinbeständen. Man bezeichnet sie daher auch als tragende Säule der Bergmischwälder.
Die vielen Vorzüge dieser Hauptbaumart werden gegenwärtig neu entdeckt – auch die ihres Holzes. Tannen garantieren stabile, ökologisch wertvolle Wälder. Tannen sind unentbehrlich für gesunde Mischwaldbestände.

Tanne oder Fichte?

Leicht zu erkennen ist eine Tanne mit einem Blick nach oben. Das nebenstehende Foto zeigt den Unterschied der Baumkronen von Fichte und Tanne. Die Fichte wirkt stets spitz auslaufend, während die Tanne im Alter ein sogenanntes Storchennest ausbildet. Der Baumgipfel wirkt dann abgeflacht. Die Fichte hat an Ihren Zweigen bis zu 16 cm lange Zapfen hängen, die Tanne hingegen bildet nur im Bereich des Wipfels Zapfen aus, die wie Kerzen auf den Ästen stehen. Die Zapfen der Tanne zerfallen am Baum, die Spindel bleibt stehen. Liegt somit im Wald ein „Tannenzapfen“ am Boden, stammt er in der Regel von einer Fichte. 
 
Die Nadeln unterscheiden sich ebenfalls sehr deutlich. Jene der Weißtanne sind flach, dunkelgrün und glänzend und haben an der Unterseite zwei deutliche weiße Längsstreifen. Im Gegensatz zu den spitzigen Fichtennadeln fühlen sich die Tannennadeln angenehm weich an. Die Nadeln der immergrünen Baumart werden im übrigen 10 Jahre, im Hochgebirge auch bis zu 14 Jahre alt. Das ist unter den heimischen Nadelbaumarten Rekord. Außerdem duften die Weißtannennadeln wohlriechend.

Der Name der Weißtanne geht übrigens auf die relativ helle, weißgraue Rinde zurück, die zunächst glatt ist und im Alter schuppig wird. Die Borke der Fichte hat einen wesentlich stärkeren Braunton.